Samstag, 14. Januar 2017

Gretasophie 008b

008b Familienmacht

Was macht Familie aus und geht es dabei um Macht?

Nach der lateinischen Bedeutung war der pater familias eine Autorität mit Macht über alle, die unter ihm standen, Frauen, Kinder, Freigelassene und Sklaven. Dabei ging es ganz klar um Macht und ein Herrschaftsverhältnis im Inneren. Heute sehen wird das meist anders, zumindest in unserem Kulturraum. Männer und Frauen sind gleichgestellt, die Sklaverei ist abgeschafft und der pater familias ist ein alter Zopf, der nicht mehr in die heutige Zeit der Demokratie passt. Zentral scheint heute eher der soziale Zusammenhalt und das etwas unklare Gefühl der Liebe, mit was immer das jeder auch füllen mag.

Macht haben die Eltern noch über ihre Kinder, für die sie erziehungsberechtigt und also verantwortlich sind. Damit haften die Eltern für allen Blödsinn, den ihre Kinder anstellen, soweit sie nicht selbst dafür verantwortlich gemacht werden können, woran strenge Kriterien geknüpft sind. Während früher diese Macht autoritär ausgeübt wurde - nach dem Prinzip, wer die Füße unter meinen Tisch stellt, hat auch zu tun, was ich sage, sind heute stärker partizipative Modelle üblich, damit die Kinder Schrittweise auf die Verantwortung des Erwachsenen vorbereitet werden.

Dazu dürfen sie etwa Sachen einkaufen, auch wenn rein rechtlich ein Geschäft erst zustande kommt, wenn die Eltern nicht widerrufen, was in der Praxis aber erst Bedeutung bekommt, wenn darüber gestritten wird. Bei Zigaretten und Alkohol müssen die Kassierer heute nach dem Ausweis fragen und kontrollieren, weil der Verkauf an Minderjährige verboten ist. Die Eltern sind verantwortlich und können entscheiden, damit haben sie Macht über das Kind, was bei Heranwachsenden bis zu einem bestimmten Grad auch nötig und sinnvoll ist. So kann ein Neugeborenes rein faktisch noch nicht seine Windeln selbst kaufen und viele Kinder oder Jugendliche übersehen noch nicht die Wirkung von Knebelverträgen, die sie darum rechtlich nicht binden können. Erwachsene zwar oft auch nicht, aber die sind eben verantworlich dafür, solange es nicht gleich sittenwidrig und damit nichtig ist.

Der Weg weg von der Macht über das Kind, das sich noch nicht alleine helfen kann, hin zu immer mehr Autonomie ist rechtlich nicht geregelt. Es gibt da Empfehlungen aber theoretisch könnten Eltern ihr Kind bis 18 behandeln wie ein Kleinkind und würden damit dennoch ihrer elterlichen Verantwortung rein rechtlich gerecht. Da dies faktisch zu einer isolierten Entwicklung führte, die auch mit der Schulpflicht kaum vereinbar wäre, können die Ämter dann zum Kindeswohl einschreiten, doch ist dies alles rechtlich schwammig geregelt mit sehr weichen Paragrafen, bei denen das Kindswohl im Vordergrund stehen soll und was das ist, hängt vom gerade Konsens der Gesellschaft ab.

So ist etwa die Taufe oder Beschneidung den Eltern erlaubt, obwohl diese Bindung an einen Aberglauben und die folgende Mitgliedschaft in einem Verein, die Grundrechte der Kinder auf freie Religionswahl beeinträchtigt. Es ist aber bei uns noch Sitte und wird darum selten infrage gestellt, ob das gut so ist, wäre eine andere Frage und zu was Eltern verpflichtet sein sollten zum Wohle des Kindes, doch da kollidieren verschiedene Freiheitsrechte miteinander und noch entscheidet die Gesellschaft da nach Sitte und Gewohnheit, die aber dringend infrage gestellt werden sollten, um der Freiheit der Kinder wegen.

Eltern, die ihre Sorge um das Kind vernachlässigen, kann vom Jugendamt diese entzogen werden. Wie gut und vorausschauend diese mit Beamten gefüllten Ämter dabei vorgehen, ist unter allen Betroffenen wohl mehr als strittig. Die Leichtigkeit mancher Eingriffe, nachdem einige Katastrophen völliger Vernachlässigung aufgedeckt wurden, stehen andererseits im Gegensatz zur grundgesetzlich geschützten Familie und der elterlichen Sorge, die daraus abgeleitet wird. Da spielen sich zwischen Pflegefamilien und unfähigen Eltern manchmal schlimme Dramen ab und die Ämter müssen dann versuchen, es im Sinne des Kindeswohls zu entscheiden, was immer eine relativ schwer zu beantwortende Frage ist.

Klingt wieder alles furchtbar juristisch und öde, ist in der Praxis aber sehr, sehr spannend und es kann dabei um Leben oder Tod gehen. In diesem Prozess ist derzeit viel im Wandel. Lange hatten vor Gericht die Mütter immer Priorität vor den Vätern, nachdem die davor geltenden patriarchalen Regelungen geändert wurden. Heute gibt es eher eine Gleichberechtigung beider Eltern und diese sollen sich auch nach einer Trennung gemeinsam um das Kind kümmern, das wiederum ab einem gewissen Alter beteiligt wird und selbst entscheiden kann, wo es gerne leben möchte. Auch nicht rechtlich verbindlich, dass tun die Richter dann, aber diese Regelung und die dazugehörige Rechtsprechung zeigen eine Tendenz auf, wie die Macht sich auflöst und die Beteiligung gestärkt wird.

Doch gibt es für alles in diesem Bereich keine klare Regelung, die Eltern sagt, es ist so und das darfst du und so musst du es machen, sondern nur Empfehlungen und bei diesen werden eher weiche Begriffe verwandt, die einerseits nicht zu sehr in die persönliche Freiheit eingreifen sollen, sein Leben nach seinen Vorstellungen zu gestalten und andererseits die Kinder ausreichend vor verrückten Ideen der Eltern oder eventueller Vernachlässigung schützen sollen.

Damit übt der Staat auch Macht über Eltern aus, die in Berlin sogar Hausbesuche vom Jugendamt bekommen, das sich über die Verhältnisse erkundigt, um zu erfahren, ob das Kind unter guten Bedingungen aufwächst. So einen Besuch hatten wir auch und erstaunlicherweise fand die sehr nette Dame, nichts zu beanstanden. Dennoch fragen sich Eltern in so einer Situation, die sie als Eltern überprüft, ob sie auch alle richtig machen, was schon ein komisches Gefühl hinterlässt aber auch gut ist, weil kritische Überprüfung immer weiterbringt, auch wenn ich diese Nähe des Staates im privaten seltsam fand. Was gute Bedingungen sind, legt dabei der Staat für alle einheitlich fest und wer sich nicht an diesen Rahmen halten möchte, etwa Schulpflicht oder Vorsorgeuntersuchungen, braucht dafür gute Gründe.

Dies ist einerseits gut, weil es gewährleistet, dass möglichst alle Kinder im Land unter guten Bedingungen aufwachsen und der Staat für seine Leistungen wie etwa das Kindergeld auch eine gewisse Mitsprache über das Aufwachsen der Kinder haben möchte, deren Schutz er gewährleisten will, andererseits ist ein kontrollierender Staat, der sich in die Privatsphäre mischt auch immer kritisch zu sehen.

Das blöde an den weichen Begriffen in den Normen dazu ist, dass sie viel Auslegungsspielraum lassen und dem Staat viel Macht geben in unser Leben einzugreifen, wenn ein Bild von Erziehung oder Kindeswohl nicht dem Durchschnitt entspricht. Wer mit dem Namen vom Durchschnitt sehr abweicht, braucht schon gute Gründe, um sein Kind, erfolgreich beim Amt anmelden zu können, manche Namen werden nicht akzeptiert und diese Entscheidung ergeht zwar auf Grundlage eines Verwaltungsaktes, der eine rechtliche Grundlage braucht und gegen den Widerspruch möglich ist, aber erstmal greift sie in die Freiheit der Eltern ein, die nicht durchschnittlich sein wollen, auch wenn sie es ihrem Kind damit unnötig schwer machen.

Eine Freundin von mir hat beispielsweise einen indischen Vornamen, weil ihre Mutter  Anfang der 70er gerade auf dem Bhagwan-Trip war, bei dem die Ämter vermutlich sehr die Stirn gerunzelt haben, weil er wirklich nicht durchschnittlich ist. Sie hat als Kind vermutlich teilweise darunter gelitten, wer wollte da schon anders sein, heute weiß sie ihn zu schätzen, denn er ist wirklich sehr schön, besonders und passt zu ihr und freut sich an der Besonderheit zu einem nicht so ungewöhnlichen Nachnamen, die ihr sehr gut steht, wie ich finde und ihr ein kleines Geheimnis gibt.

Für Kinder sind manche Verrücktheiten der Eltern aber schwer zu ertragen. Auch mein relativ durchschnittlicher Name Jens gefiel mir lange nicht, ich wollte lieber Christian, Tim oder Marc heißen - später hatte ich dann einen besten Freund, der auch Jens hieß und damit hatte sich das Problem erledigt und ich trug ihn mit Stolz. Heute hätte ich gerne wie mein Vater viele Vornamen, statt des einen popelig kurzen, den er auswählte, weil er es  Leid war auf  Ämtern immer alle Namen einzutragen, wenn ich auch nicht unbedingt gerne die Namen meines Vaters weitergetragen hätte, die eher dem Geist der 40er entsprach aber dafür teilweise perfekt zu dem meiner Mutter passte, was beide, die noch dazu ganz nahe Geburtstag haben, als ein unausweichliches Paar erscheinen ließ, was sie tatsächlich bis heute blieben und damit schon nicht mehr ganz durchschnittlich sind.

Andererseits, wenn ich bedenke, wie ganze Generationen Kevin, Nancy oder Cindy von Eltern aus eher bildungsfernen Verhältnissen genannt wurden, fragt sich der halbgebildete Vater schon mal, ob nicht auch das Jugendamt Marzahn seiner Verantwortung stärker hätte nachkommen sollen, was aus diesen werden soll, als eine, nomen est omen, Karikatur ihrer selbst, die im Trainingsanzug aufwächst und über RTL II erste Bildung erfährt, was meistens auch die intellektuelle Grenze bleibt. Doch insofern auch das Dschungelcamp seinen Markt hat und viel Geld einbringt, vergesse ich wohl den bürgerlichen Begriff von Bildung lieber wieder, kommt es doch heute eher darauf an, sich gut zu verkaufen und damit irgendwie Geld zu machen, wovon alle anderen mehr Ahnung haben als ich, der sich nur Gedanken macht, liest und darüber schreibt, was in der heutigen Zeit vielleicht für Jugendämter ein viel verdächtigeres Vorbild wäre, denn was nützt klassische Bildung im multimedialen Zeitalter noch?

Soll nicht gerade der Durchschnitt nur erstrebt werden und wenn das durchschnittliche Niveau sinkt, also immer weniger und bereitet ein Mensch ohne Fernseher sein Kind ausreichend auf diese Welt vor?

Das Thema bleibt offensichtlich schwierig. Was unterscheidet fundamentalistische Christen, welche die Evolutionstheorie ablehnen von streng muslimischen Eltern, die von ihrem Kind Verschleierung und die Einhaltung islamischer Fastengebote verlangen oder den Hartz IV-Eltern, die genau dies als beste Perspektive ihrem Kind weitergeben und die alle nicht tun, was der am Durchschnitt orientierte Staat gerne möchte.

Finde klare Antworten da schwierig. Habe auch nur meinen Horizont und ginge es nach dem, sollten alle Kinder möglichst früh auch klassische Bildung erfahren, ganz viel vorgelesen bekommen, erst ganz spät überhaupt Fernsehen dürfen, aber das ist nur meine Sicht und es gibt mehr Eltern, die das völlig anders sehen und die, die es eigentlich genauso sehen, aber einfach vor der normativen Kraft von Alltag und Durchschnitt kapitulieren.

Habe zum Beispiel meiner Tochter aus Prinzip keine Barbie gekauft, weil mir das Frauenbild nicht gefiel, für das dieses Püppchen steht mit  seinen zu großen Titten für zu kleine Füße, die einfach hässlicher, dummer amerikanischer Konsum für mich war. Habe mich daran gehalten und es war aber auch leicht konsequent zu bleiben, weil meine sehr erfolgreiche Schwester, die auch von meiner Mutter aus gleichen Gründen keine Barbie bekam, bin eben doch ein Muttersöhnchen wohl, das Verbot umging und meiner Tochter mit Freude Barbies schenkte. Dafür spielte meine Tochter später im Verein Fußball, war mehr Fußballfan als alle Jungens ihrer Klasse und ihr Vater ohnehin, der ja nur aus traditionell heimatlichen Gründen überhaupt zu Werder hält und sonst kaum die Abseitsfalle erkennt.

Am Anfang meiner Vaterzeit dachte ich auch, ich müsste Prinzipien verfechten und durchsetzen und wenn nötig auch autoritär, damit mein Kind auch Grenzen kennenlernt und nicht so ein verzogenes Balg wird, wie es vielen Kinder hier am Berg als Ruf vorauseilte. Heute finde ich das nur noch bemüht und lächerlich. Sehe ich, wie Mütter mit ihren Kindern alles duskutieren und manches aus Prinzip mit riesigen Dramen und Geheule durchfechten, denke ich nun immer, ich wünschte ihnen mehr Gelassenheit und Erinnerung an die eigene Kindheit.

Es taugt kein Prinzip zur Erziehung. Das einzige was bleibt und wirkt, ist Liebe und Ehrlichkeit. Wer seinen Kindern etwas vorspielt, wird schnell durchschaut und bleibt damit ewig unglaubwürdig. Sie sind unser Gen-Code, zumindest zur Hälfte, denen können wir nicht viel vormachen und es zeigt in meinen Augen heute auch keine gute Haltung.

Erziehung finde ich ein grässliches Wort. Möchte nicht an meinem Kind ziehen. Bin kein Anhänger prinzipieller antiautoritärer Erziehung, bei der sich viele Eltern sadomasochistisch von ihren Kindertyrannen, die sie selbst formen, durch den verbleibenden Rest Leben treiben lassen. Es gelten für Kinder die gleichen Grenzen wie für Erwachsene und das Handlungsprinzip eines guten und offenen Miteinanders ist immer der kategorische Imperativ. Finde es darum gut, auch klare Grenzen zu ziehen, was für mich ok ist und was nicht, auch auf mein Leben zu achten und ein partnerschaftliches nebeneinander zu lernen.

Michel de Montaigne, von dem ich so gern erzähle und der in so vielem mir sicher Vorbild ist, genoß eine relativ spannende Kinderzeit. Die ersten Jahre wuchs er unter Bauerskindern auf einem Hof der heimatlichen Gascogne auf, dann bekam er einen Lateinlehrer und alle im Haus wurden angewiesen mit dem Jungen nur Latein oder altgriechisch zu reden, was kaum einer konnte, warum er bald fließend auch dies sprach und immer alle Klassiker leicht im Original lesen konnte. Diese Erziehung ohne große autoritäre Enge entsprach dem Bildungsideal der Renaissance, dem Michels Vater mit seinem Experiment folgte. Später kam er noch nach Bordeaux auf das dortige Internat, was ihm erst sehr zu schaffen machte, weil er so ganz anders aufgewachsen war als die meisten seiner adeligen Klassenkameraden dort. Doch er spricht immer mit viel Respekt und Dankbarkeit von seinem Vater, der ihm viel Freiheit schenkte und seinem Geist die Chance einer guten Ausbildung gab, ihm neue Welten so öffnete. Und als Fan von Montaigne bin ich so indirekt auch seinem Vater dankbar, der dem Jungen eine so gute Erziehung angedeihen ließ.

Komme immer mehr zu der Überzeugung, dass es auch im Umgang mit Kindern am besten ist, statt aus Prinzip mit Leidenschaft und Überzeugung zu handeln. Es muss nichts ausgefochten oder durchgesetzt werden und mein Kind wird nicht zum ewigen Tyrannen, weil ich mir den einen oder anderen Kampf in einer kritischen Situation lieber erspare, weil es überflüssig ist, um etwas zu kämpfen, mit denen, die du eigentlich liebst und mit denen du dich einigen möchtest viel lieber. Irgendwann zu merken, dass es besser ist, manche Dinge später oder an einem anderen Ort zu diskutieren, befreit sehr im Umgang miteinander und lässt beide Seiten mehr und besser das Gesicht bewahren, statt ein durchgesetzter Anspruch. Es muss nichts und es kann viel mehr, wenn wir es laufen lassen, nicht um antiautoritär zu sein, sondern um partnerschaftlich auch mit seinen Kindern umzugehen und Dinge dann zu klären, wenn es allen Beteiligten ruhig möglich ist.

Kinder sollen selbständig werden und ihr eigenes Leben führen wollen und können. Ab 18 sind sie plötzlich erwachsen und verantwortlich und wenn sie vorher nicht schrittweise die Autonomie und Partnerschaft gelernt haben, wird es danach sehr schwer. Darum befürworte ich heute, so früh wie nur möglich, damit zu beginnen, seinen Kindern Freiheit zu schenken und ihnen als Partner zu zeigen, wie sie damit verantwortlich umgehen. Keine Ansagen machen, sondern, wenn es nicht mehr so geht, eigene Grenzen aufzeigen und zu sagen, ich kann nur so und mehr nicht, was bietest du mir an.

Das dauert länger und klappt bestimmt nicht sofort, weil wir alle anderes gewohnt sind auch von unseren Eltern und die Balance zwischen Verantwortungspartnerschaft und Elternautorität zum Schutz nicht immer einfach ist. Dabei werden wir alle üben müssen, um den richtigen Umgang miteinander zu finden und es geht, denke ich heute, weniger um richtig oder falsch im Umgang miteinander als um die bestmöglichen Kompromisse, nach denen wir miteinander streben sollten, mehr können wir glaube ich nie erreichen.

Was der Gewinn davon sein soll, sich im autoritären Kampf gegen sein Kind durchzusetzen und Prinzipien zu vertreten, gegen dessen ausdrücklichen Willen, verstehe ich nicht. Wenn ich mich durchsetze, unterdrücke ich damit logisch mein Kind und damit einen Teil von mir, zeige Schwäche, die unfähig ist, vernünftig zu verhandeln und Kompromisse zu erreichen. Wo ich im Kampf unterliege, was auch vorkommen kann, stelle ich jede vernünftige Autorität infrage, mache mich lautstark lächerlich und habe es schwer, noch vernünftig für einverständliche Lösungen zu werben. Wie ich es auch drehe, im Kampf verlieren beide immer irgendwie, er kostet unsinnig viel Energie, die konstruktiver verwandt werden kann und es sollten Eltern stolz darauf sein, die Gelassenheit zu haben, abzuwarten, statt sich mit Gewalt durchzusetzen.

Aber auch ich habe lange gebraucht, zu merken, dass dieser Weg der Richtige ist und dies Prinzip zu leben, indem ich mit meiner Tochter aushandle, was für beide Seiten noch okay ist. Der Versuch sich mit der Autorität des Stärkeren durchzusetzen, zumal, wenn wir es gut meinen oder besser zu wissen glauben, was ja manchmal sogar bei Eltern vorkommen kann, raubt viel Energie, die wir besser für anderes wie eine Lösung aufwenden können, scheint aber in unserer Natur zu liegen, weil die Natur, so vernünftig und logisch sie sonst auch ist, manchmal schlicht blöd ist, weil wir nicht mehr im Naturzustand leben, in dem nur der Stärkere überlebt.

Das wissen heute theoretisch fast alle Eltern, trotzdem meinen wir alle immer wieder mal, es besser als die Kinder zu wissen und uns durchsetzen zu müssen, zum Wohle des Kindes, aus Prinzip oder weil wir gestresst sind. Sage heute aus voller Überzeugung, alle Prinzipien sind Mist, was zählt ist, dass es einem möglichst gut geht. Am besten geht es beiden immer mit fairen Kompromissen und wenn die nicht schnell erreichbar sind, sollten wir uns eben Zeit lassen und wenn wir das aufgrund anderer Aufregung nicht können, dann sollten wir den Weg des geringsten Widerstandes wählen, bis es einen guten Kompromiss gibt und der Weg von beiden leicht gegangen werden kann, statt Kämpfe aus Prinzip auszufechten.

Aber auch hier gilt, grau ist alle Theorie und im Alltag geht es immer ganz anders und wir müssen täglich neu auch mit uns um Lösungen ringen, die noch zu oft die Machtfrage stellen. Finde Epikurs Maßstab des persönlichen Glücks hier immer noch den besten. Moderner könnte es auch das Pipi Langstrumpf Prinzip genannt werden, nach dem ich mir die Welt so mache, wie sie mir gefällt.  Nichts anderes zu wollen, kann glücklich genug machen und wenn ich dem anderen dies auch zugestehe ist der Weg zu  mehr Selbstbestimmung ein viel leichterer als alle vorigen Kämpfe.

Denke am Ende die Familie macht Liebe aus und sie hält sie allein zusammen, alles andere können wir auch wieder vergessen. Macht ist meist eher ein Zeichen von Ohnmacht, kommt vor, sollte uns aber als solche bewusst sein, damit wir hinterher vernünftige Kompromisse wieder suchen. Nichts muss, aber viel mehr kann, sollte das Motto im Umgang mit Kindern sein, die weniger Gehorsam als vernünftige Kompromisse schließen von uns lernen sollten. Wenn ich das manchmal schaffen kann, wider meine manchmal kompromißlose Natur, bin ich zumindest ein Stück weiter vom Wollen zum Sollen.
jens tuengerthal 14.1.2017

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