Dienstag, 3. Januar 2017

Gretasophie 006

006 Über das Schöne und die Kunst

Was ist überhaupt Kunst?

Seit Beuys haben manche schon mal vom weiten Kunstbegriff gehört und denken an Fettecken und dessen Flugzeugabsturz im Krieg, den er nur in Fettdecken gewickelt überleben konnte, was zum Trauma wurde, dass er für alle sichtbar öffentlich als Kunst verarbeitete.

Doch nicht nur die bildende Kunst wandelte sich, auch Dichtung und Musik stießen im vergangenen Jahrhundert schon in neue Räume vor und unklar ist, wohin es geht und worauf es letztlich ankommt, als die zu füllenden Räume neu zu denken, um Gedanken in Bewegung zu setzen. Bin gespannt, was im Internetzeitalter, dessen Anfang noch in meine Lebzeit fiel, wie es zu Lebzeiten meiner Großmutter erst mit dem Automobil anfing, der neue Kunstbegriff wird und wie interaktiv virtuelle Kunst auch wird.

Wiki meint zum Begriff der Kunst:

Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist. Im engeren Sinne werden damit Ergebnisse gezielter menschlicher Tätigkeit benannt, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind. Kunst ist ein menschliches Kultur­produkt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses. Das Kunstwerk steht meist am Ende dieses Prozesses, kann aber seit der Moderne auch der Prozess selbst sein. Ausübende der Kunst im engeren Sinne werden Künstler genannt. Künstler und Kunst genießen in Deutschland und vielen anderen Ländern Kunstfreiheit; diese ist in Deutschland ein durch Art. 5 Abs. 3 Grundgesetz geschütztes Grundrecht. Die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Kunst, die sich als Gegensatz zur Natur auf alle Produkte menschlicher Tätigkeit beziehen konnte, hat sich zwar erhalten (wie z. B. in Kunststoff). Jedoch versteht man seit der Aufklärung unter Kunst vor allem die Ausdrucksformen der Schönen Künste.  Diese und die Techniken der Kunst haben sich seit Beginn der Moderne stark erweitert, so mit der Fotografie in der bildenden Kunst oder mit der Etablierung des Comics als Verbindung bildender Kunst mit der Narrativität der Literatur. Bei den Darstellenden Künsten, Musik und Literatur lassen sich heute auch Ausdrucksformen der Neuen Medien wie Hörfunk, Fernsehen, Werbung und Internet hinzuzählen. Die klassische Einteilung verliert spätestens seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts an Bedeutung. Kunstgattungen wie die Installation oder der Bereich der Medienkunst kennen die klassische Grundeinteilung nicht mehr.

Hier gibt es schon manches, über das sich trefflich streiten ließe, obwohl es nur eine relativ verbindliche Lexikondefinition ist. So etwa die Funktionalität, die in keinem Widerspruch zur Kunst stehen muss, wie uns das Bauhaus aufs schönste bewiesen hat.

Ob Kunst immer Produkt eines menschlichen kreativen Prozesses sein muss oder auch von Robotern produziert werden kann, wird zukünftig eine spannende Frage sein. Warum sollten der Kunst Grenzen gezogen werden, frage ich mich eher und mit dem Marquis de Sade, ob nicht lieber alles gut ist, was gefällt.

Das Gefallen könnte wieder ein Angriffspunkt sein, indem das nur ästhetische Empfinden als Angriffspunkt missbraucht wird, weil Kunst nicht gefallen muss, um welche zu sein und den Schutz des Grundgesetzes genießen soll. Im Gegenteil, sie ja provozieren soll, um zu neuem anzuregen.

Die Kunst im Gegensatz zur Natur zu sehen, führt auch nur zu einer unvollständigen Betrachtung, da viele Kunst auch gerade die Natur nutzt, um sich in sie einzupassen oder mit ihr zu wachsen. Auch die klassische Einteilung der Kunst in bildende Kunst, Musik, Literatur und Darstellende Kunst hat mit Anbruch der Moderne keine Gültigkeit mehr. Es mischen sich alle Bereiche und Kunst kann alles sein, was künstlerisch gedacht ist, auch das Gefallen spielt dabei keine Rolle mehr.

Das Schöne spielt bei uns dennoch bei der Betrachtung eine Rolle und es gibt dazu unendlich viele ästhetische Theorien, die ich inzwischen alle für weitgehend müßig halte, weil schön für mich ist, was mir gefällt und es dafür keinen normierbaren Maßstab gibt, sowenig wie für irgendjemand anders, es nur einen gewissen Durchschnitt gibt, den Strategen des Marketing aus durchsichtigen Gründen für relevant halten.

Zwar haben es bestimmte Dinge oder Personen leichter, von uns schön gefunden zu werden, doch auch wenn ich die größten und anerkanntesten Künstler bei mir hängen hätte, wären für mich immer die mit Liebe gemalten Bilder meiner Tochter die schönsten von allen, weil sie mir am nächsten kommen und vielleicht auch weil sie auch ein Teil von mir war, bevor sie ihr eigener Mensch wurde. Aber auch das ist nur eine bloße These zu meinem Geschmack diesbezüglich, die keinerlei Anspruch auf allgemeine Verbindlichkeit erhebt.

Manche sagen über moderne Kunst, dass sei doch alles nichts mehr, nur die alten Meister hätten es gekonnt. Mag die alten Meister und vieles gefällt mir besser, als das was zeitgenössische Künstler produzieren, aber auch das nicht immer, sondern manchmal finde ich gerade zeitgenössische Werke großartiger als alles zuvor. Doch kann ich nicht sagen, ob dieses Urteil auf der Tatsache fußt, weil ich beim Betrachten gerade in dieser oder jener Laune bin und was alles mein Urteil an diesem oder jenen Tag ausmacht.

Der Kunstmarkt, der mehr Berechenbarkeit wünscht, hat gewisse Kriterien entwickelt, um wertvolle von weniger wertvoller Kunst unterscheiden zu können. Dies ist ein Bedürfnis des Marktes und hat nichts mit Ästhetik zu tun, noch mit dem, was ich als schön empfinde. Hohe Preise überzeugen mich nicht davon, ein Stück haben zu müssen, außer ich will damit handeln. Dennoch wird unser Empfinden für Schönheit auch von diesem Markt und dem, was er weitergibt, geprägt. Stärker noch als in der Kunst, merken wir das beim Design im Alltag - vom Autoscheinwerfer bis zur Zahnbürste, kann vieles gutes Design haben oder eben nicht und gefallen oder missfallen.

Ist jedes Objekt, das wir als schön empfinden, darum ein Kunstwerk und ist eines, was wir hässlich finden, darum keines?

Mag meine schwarzen Billy-Regale, die in Millionen Haushalten stehen und einfach schlicht und funktional sind. Sie sind für mich, klassische Schönheiten und als Bibliothek, also mit den richtigen Büchern ein Kunstwerk für sich für mich. Doch schon bei der Frage nach den richtigen Büchern würde die ästhetische Debatte über das, was schön ist, beginnen. Ginge es bei den Büchern mehr um die Ästhetik  ihrer Rücken, hätte eine schöne Bibliothek nur gebundene Bände, sollten sie alle einheitlich gebunden sein oder macht es gerade die Vielfalt erst schön und wie viel wichtiger ist bei Büchern der unsichtbare Inhalt auch für unser ästhetisches Empfinden - so liebe ich manche alte zerlesene Ausgabe, auch um der langen Leseerinnerung mit ihr.

Habe neulich bestimmte Bilder neu gerahmt oder überhaupt erst gerahmt und sie scheinen mir plötzlich viel schöner und wertvoller als zuvor nur an die Wand gepinnt. Ist der Wert einer Sache überhaupt ein Maßstab für Kunst oder nicht und ist darum die Art der Präsentation auch Teil der Kunstwerke, sind diese es eben auch erst durch Hängung oder Rahmung?

Wäre es so, käme dem Kunstmarkt und seinem Marketing auch für unser ästhetisches Empfinden mehr Bedeutung zu. Steht der Rahmenmacher dann für die Wertigkeit eines Kunstwerks gleichbereichtigt neben dem Künstler?

Schon die Frage scheint uns absurd. der Künstler ist ja der Kreative, der andere präsentiert oder rahmt ersteren nur. Wer Kunst ausstellt oder präsentiert, arbeitet für die Kunst und schafft diese nicht, auch wenn die Grenzen manchmal fließen.

Betrachte ich manche Werke, die Andy Warhol  in seiner Factory machte oder machen ließ, die ja ganz bewusst mit der Reproduzierbarkeit im Zeitalter der Automatismen spielte, könnte ich mich sehr wohl fragen, ob die von ihm oder egal wem bepinkelte Kupferplatte, deren Entwicklung dem Zufall und der Natur überlassen wurde, das größere Kunstwerk ist oder die Fähigkeit diese als solche zu verkaufen und repräsentativ zu hängen. Kann es nicht ganz klar beantworten, weiß natürlich, dass der Prozess des Pinkelns der kreative Akt ist, auf den die chemische Reaktion folgt, die das fertige Kunstwerk entstehen lässt. Aber war nicht doch der kreative Akt vorher im Kopf Warhols, auf die Idee zu kommen, da pinkeln an sich noch keine Kunst ist, oder doch nur kommt es eben darauf an, wer es wo tut?

Über das Schöne und die Kunst zu schreiben, scheint schwerer, wenn wir Grenzen suchen, um zu verstehen, was es ist, als wenn wir von der Schönheit schwärmen. Meine liebsten Kunstwerke schwärmerisch hier zu beschreiben, fiele mir leicht, denke ich und frage mich doch dabei schon, welche es eigentlich wären und warum. Es wären einige alte Meister, natürlich auch Werke meiner Tochter, manche Impressionisten, einige der klassischen Moderne und dann auch der eine oder andere Zeitgenossen und es schwankt, was mir dazu einfiele, je nach Stimmung und dem, was ich gerade lese oder womit ich mich beschäftige. Müsste ich mich auf einen Künstler festlegen, außer meiner Tochter, bei der auch noch andere als nur ästhetische Kriterien bei meiner Wahl festlegen, was also mein Lieblingsbild ist, wüsste ich es nicht oder nur einen Moment lang, weil mir so viele ganz spontan einfallen - von Dürer zu Liebermann, Vermeer, Rembrandt, Max Ernst, Monet, Sisley, Büsen - um nur die ersten zu nennen, die meinem zugegeben schwachen Gedächtnis ganz spontan einfallen.

In der Literatur kämen nach Lukrez mit seinem de rerum, Thomas Mann mit dem Zauberberg und den Buddenbrooks, sodann Goethe mit vielem, Tolstoi, Fontane, Franz Hessel Montaigne nicht zu vergessen, um nur einige zu nennen, die mir zufällig am nächsten gerade lagen.

Verschiedenheit und Vielfalt der Künstler zeigen nicht nur meine Schizophrenie, von der ich noch nichts weiß, aber die vermutlich auch nicht ausgeschlossen werden kann, wer ist sich seines Wahnsinns schon sicher, als von  der Vielfalt der Kunst, die sich nicht auf einen reduzieren lässt.

Nähme ich nur die Gemäldegalerie in Berlin, fiele es mir schwer, ein Bild als das schönste zu benennen und ganz spontan geistern ganz viele vor meinem inneren Auge, von der Madonna mit dem Zeisig, zu dem Mädchen mit dem Perlenohrring, den Schönheiten der Renaissance, dem Jungbrunnen - es werden beim Nachdenken immer mehr und manchmal auch nur Ausschnitte, wie Rembrands himmelblau in der Entführung und ich finde, die Beschränkung als Ziel eher lästig - warum sollte ich eines auswählen, wenn die Werke so verschieden sind, wie die Menschen, die sie malten und die Zeiten, in denen sie lebten?

Die Expressionisten sind mir meist eher fern, doch auch da gibt es Ausnahmen, die mich verzaubern und umgekehrt geht mir beim Licht der Impressionisten das Herz auf, aber manche finde ich auch schlicht nur langweilig und nichtssagend. Ein Liebermann rührt mich nahezu immer, ohne zu wissen, warum ich mich ihm so nah fühle, besonders am Meer.

Liebe es durch Museen oder Galerien zu flanieren, um die Bilder und auch die Menschen, die Bilder betrachten, anzusehen. Finde, der Gang ins Museum hat etwas sinnliches und kann die Zeit anhalten. Sich im Museum verlieben oder in hingebungsvoller Betrachtung sich zu entdecken, stelle ich mir traumhaft vor, auch wenn es mir trotz häufiger Museumsbesuche bisher erst relativ selten gelang und nicht immer gut endete, was aber nie am Museum lag und eine andere Geschichte wäre.

Die Betrachtung von Kunst macht mich ruhig und meist glücklich. Manchmal denke ich mir Geschichten zu den Bildern aus. Mal, wie es im nächsten Moment weitergehen könnte, dann, was Künstler und Modell vielleicht verband, schließlich auch aus dem Bild zum historischen Hintergrund und am Ende lasse ich manchmal einfach die Phantasie sinnlich oder konkret spielen. Nichts schenkt mir mehr Wohlgefühl, als Kunst zu betrachten, sehe ich mal vom Lesen ab und so empfinde ich den Besuch im Museum einfach als Genuss, einen Weg, meine Lust zu mehren, auf die es ja nach Epikur im Leben entscheidend ankommt.

Gleiches gilt für die Lektüre eines guten und schönen Buches oder beim Lauschen eines schönen Konzertes. Kunst kann glücklich machen unabhängig von anderen Menschen dabei, weil wir es genießen, sie wahrzunehmen oder durch sie zum Denken gebracht zu werden. So könnte ich über die Werke von Otto Dix, trotz überragender altmeisterlicher Technik, selten sagen, sie seien schön und dennoch bewegen sie mich als Kunst. Wie etwa auch Käthe Kollwitz oder Barlach und das zu genießen, ist schon an sich schön genug, was mehr, sollten wir uns wünschen?

Die Kinderbücher von Erich Kästner habe ich geliebt und gefürchtet, weil sie so entsetzlich traurig machten, Verzweiflung, die ich so sehr nachempfinden konnte, den richtigen Ton traf, mich betroffen machte. Vielleicht ist es genau große Kunst, zwiespältig auch zu bewegen.

Früher fand ich die Altäre von Riemenschneider relativ langweilig, irgendwann begannen sie, mich zu fesseln - nicht um des religiösen Aberglaubens dahinter, sondern wie unglaublich stark er das Material nutzte, um menschliches darzustellen, was immer an den dramatischen Gerüchten um seine Biografie wahr ist oder nicht.

Klimt fand ich immer irgendwie erotisch reizvoll aber sonst eher goldig und bei Dali faszinierten mich eher seine kleinen Zeichnungen und Gelegenheitswerke, als das, was die Massen begeisterte, ihn zum Hit machte und Max Ernst kam mir erst durch eine Biografie seines Sohnes Jimmy wirklich nah und so vermischen sich manchmal die Gebiete der Kunst, auch wenn sie eigentlich nichts miteinander zu tun haben, öffnet die Liebe zur Literatur den Blick für die Kunst und manchmal auch umgekehrt oder Thomas Manns Doktor Faustus, der mich neugierig auf Schönberg machte, wenn ich auch zugeben muss, dass sich meine Begeisterung als gänzlich unmusikalischer Mensch bei beiden Werken in überschaubaren Grenzen hielt. Dagegen führte mir Rameau mit einem Tanz für Klavier die Feder bei meinen Sonetten, die ich Mitte der 90er völlig verliebt und halb verloren dabei schrieb, noch von dem Glauben besessen, eine Frau zu erringen, sei das höchste Glück auf Erden und die Liebe wie ihr Vollzug die Erfüllung der schönsten Träume.

Diese Illusion hielt sich bis über vierzig noch und doch stellte ich irgendwann fest, dass die Betrachtung von Kunst oder die Lektüre guter Bücher wesentlich reizvoller sein kann als nur Sex. Vor allem ist das was an Zufriedenheit jenseits der Millisekunden des Höhepunkts davon bleibt in der Kunstbetrachtung, dem Lesen oder Lauschen meist viel nachhaltiger als vieler Sex, der eher spurlos verweht, auch wenn er immer wieder als das intensivste Erlebnis uns scheint. Schreibe übrigens nur mal wieder über Sex beim Thema Kunst, weil die beiden sich nahe sind und im Kern gleichen, geht es doch je um einen originären Zeugungsakt dabei.

Ein Freund von mir, der ein begnadeter Künstler ist - seine Einstrichzeichnungen sind mehr als genial und seine Ölbilder von einer Kraft, dass ich noch um Worte ringe, sie treffend zu beschreiben - wünschte ihm, er wäre so erfolgreich, wie es seinem Genie entspricht und denke zugleich, wer weiß, ob er noch so gut wäre, wenn seine oft spontanen Zeichnungen im sechs bis siebenstelligen Bereich gehandelt würden, was sie mehr als wert wären in meinen Augen, was interessant über den Wert von Kunst nun debattieren ließe - erzählte mir, als wir von Frauen sprachen, dafür hätte er keine Zeit, er lebe für seine Kunst und wolle nichts sonst. Konnte ich mir damals, obwohl ein wenig älter als er, nicht vorstellen und doch kommt mir schreibend der Gedanke langsam immer näher, so sehr ich Sex liebe und ihn auch vermisse - möchte ich doch zu gern nur für meine Kunst und meine Worte leben in der wenigen Zeit, die mir gegeben ist.

So wurde mir die Kunst mit der Zeit nun wichtiger als Sex. Ob das eine Frage des Alters und der damit einhergehenden Folgen ist, weiß ich nicht, da mir von den Folgen noch nichts bekannt ist, sich nur im Kopf die Gewichtung änderte, vielleicht auch um der eigenen Kunst, mehr Wert zu geben.

Eine Liebe von mir, erzählte mir einmal, sie hätte lange nur für ihre Kunst gelebt und für eine Liebe wäre da kein Platz gewesen. Konnte mir das anfangs auch nicht vorstellen, wo doch der Gedanke an Liebe und Lust mir immer alles zu verdrängen schien, ich verliebt oder geil am kreativsten war, wie ich dachte und doch, mittlerweile, verstehe ich, was sie meinte, es kann im Leben wichtigeres geben und die Kunst kann es sein, auf egal welchem Weg wir uns ihr widmen.

War ich nur ein Dilettant solange ich der Lust stets den Vorzug gab, wenn sich Gelegenheit bot auf den Spuren Casanovas oder ist die Liebe auch eine Kunst für sich?

Weiß nicht, ob ich weniger Dilettant je sein werde, nur weil ich mal der Wortkunst den Vorrang vor der Liebeskunst gebe - aber es scheint mir, als fordere Kunst, wenn wir sie leben wollen, uns ganz und Casanova schrieb auch erst als alter Mann, vereinsamt auf Schloss Dux, auf dem ihm ein Freund und Gönner Asyl bot und die Dienerschaft ihn angeblich quälte, was immer daran wahre Geschichte und was Erzählung ist.

Doch ist die Kunst der Liebe immer wieder auch Quelle großer Kunst gewesen, auch bei Paaren, etwa Henry Miller und Anais Nin, Goethe und Charlotte, die den Werther ihn unglücklich gebären ließ - allerdings auch erst, als er es hinter sich hatte, war mehr Faustina oder Christiane Muse der Elegien, fragt sich der Leser dieser feinsinnigen Erotik und so befruchtete sich wohl manches Paar auch in der Kunst.

Die Kunst der Liebe ist ein Thema, dem viele schlechte und schwülstige Werke, manche auch jenseits des Randes der Pornographie, gewidmet sind. Dem will ich kein weiteres hinzugesellen nicht so sehr mangels Sachkenntnis sondern vielmehr weil es bereits Thema war und ich die Behandlung des natürlichen Trieblebens als Kunst nicht wirklich weiterführend bei der Betrachtung dieser finde. Im übrigen ist Kunst eine Lust an und für sich und die Liebe nur eine Methode dabei, warum es wenig Grund gibt, sich bei der Kunst noch einmal in die Details der Liebeskunst zu verirren oder zu suggerieren, ich hätte Ahnung davon.

In den folgenden Essays soll es dann ein wenig um die Schönheit, den Kunstbegriff und warum machen so wichtig ist gehen, warum ich hier nun lieber aufhöre, um mich nicht auch noch ständig zu wiederholen. Wer Lust auf Kunst hat, sollte sie genießen.
jens tuengerthal 3.1.2016

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