Dienstag, 11. Oktober 2016

Festivallicht

Berlin leuchtet durch dunklere Tage
Erzählt Geschichten mit nur Licht
Manches mal noch eine uralte Sage
Dann ein Tanz in Farben mehr nicht

Der Fernsehturm riesig schlank immer
Wird von Westen her bespielt diesmal
Rollt sich ein und zerfällt oder schlimmer
Wird zur Oberfläche der Farben zentral

Am mit Fischen bespielten Hotel vorbei
Das nun außen zeigt was es innen hat
Wurde der grässliche Dom Nummer drei
Wirkte angestrahlt diesmal weniger platt

Der sonst so hässlich protzige Sakralbau
Erstrahlte in schönsten Farben sehr zart
Zumindest als Oberfläche gut für die Schau
Schön wie Schinkel wird er nie es ist hart

Doch nun zumindest einige Nächte erträglich
Lädt dunkler Lustgarten davor zum träumen
Macht ihn die Verkleidung weniger fraglich
Darum sollte es kein Berliner nun versäumen

Weiter nun die Linden herunter zur Humboldt
Auf der mehr mit Formen das Licht auch spielt
Sind der Universität moderne Klänge eher hold
Wo das Licht zum Beat auf den Verstand zielt

Gegenüber das Kommödchen diesmal ganz bunt
Erinnert an Klimt und Disney mit Hundertwasser
Davor ein Gitarrist mit Verstärker macht es rund
Auf dem Hotel de Rome wird es dagegen krasser

Während Friedrichs Bibliothek bunt ruhig bleibt
Erzählt die ehemals Dresdner Bank Geschichten
Wechseln dort die Bilder als ob sie wer antreibt
Es scheint als würde das Tempo es verdichten

Ganz nah vom Bebelplatz zum Konzerthaus
Wo mit Klassik die Bilder zart untermalt werden
Nur wenige nutzten den Ort zum Verweilen aus
Scheinen wachsende Pflanzen wieder zu erden

Langsamer ging es am Markt der Gendarmen
Verlor sich die Menge auf dem weiten Platz
Als säßen die Berliner lieber schon im Warmen
Doch war diese Lichtschau ein großer Schatz

Vom Gendarmenmarkt wieder unter die Linden
Diese hinunter zum früher Stadtor an der Mauer
Scheint es noch hinter Bäumen zu verschwinden
Sehen wir die Bilder dort erst nahe noch genauer

Am Wahrzeichen der Stadt werden die Bilder
Neu auf Sand gemalt wir sehen noch die Hand
Der Künstlerin malen erst vorsichtig dann wilder
Wächst überraschendes auf sonst weißer Wand

Berliner Geschichte entsteht im flüchtigen Sand
Auf den diese Stadt ja gebaut wurde einst noch
Beobachtend wird bald sogar Knut wiedererkannt
Unter der Pickelhaube erstand Wilhelm wohl doch

Touristen in vielen Sprachen neben echten Berlinern
Die staunen wie schön ihr Dorf nun wieder geworden
Freut sich im breiten Schmäh eine Gruppe von Wienern
Verdienten die Lichtkünstler wohl doch einen Orden

Manche staunen schweigend mit erhobenem Kopf
Andere schwätzen oder knipsen nichts zu verpassen
Auch wenn es jährlich kommt längst kein alter Zopf
Bewegt es auch im Herbst noch staunende Massen

Das Licht macht die Stadt zum großen Museum
In dem wir einfach stehen bleiben wo es gefällt
Manche schauen von vorne andere hintenrum
Wie das Festivallicht die Stadt schöner erhellt

Der Besuch hat sich ganz sicher gelohnt
Neben Geschichten neue Blicke entdeckt
Nicht scheint mehr wie es sonst gewohnt
So hat das Lichtfest alte Liebe neu geweckt
jens tuengerthal 10.10.2016

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