Montag, 19. September 2016

Kulturgeschichten 0363

Lübbische Freiheit

Wie frei macht Stadtluft heute noch
Machte sie es je oder war es nur
Die Macht reicher Bürger gegen den
Auf dem Land eben sonst Adel

Berlin ist in vielem freier und weiter
Als der Rest des Landes hier wurden
Viele Lebensmodelle vorgelebt die
Andernorts noch als verpönt galten

Von der Kommune 1 bis zu den Papis
Die auf Spielplätzen saßen als das
Noch nicht normal war sondern eben
Eine innovative Ausnahme bildete

Die Stadt war sogar so modern sich
Noch vor Korea oder Vietnam zu teilen
Um doppelt so viel davon zu haben
Wobei relativ war was wer wovon hatte

Aber Berlin ist jung wurde erst um 1237
Erstmals erwähnt während etwa Lübeck
Bereits zur Zeit Karls des Großen von den
Slawischen Abodriten gegründet wurde

Noch bevor von Berlin die Rede war erhielt
Lübeck am 19. September 1188 für sich das
Barbarossa-Privileg zur Garantie seiner Rechte
Von Kaiser Friedrich I. das es nicht mehr gibt

Ob diese Urkunde mit denen gegenüber dem
Enkel Friedrich II. die Rechte geltend gemacht
Wurden eine Fälschung ist wie in Österreich das
Privilegium maior ist wohl eher unwahrscheinlich

Die Stadt war nach einem verheerenden Großbrand
Von Barbarossas Vetter Heinrich dem Löwen 1158
Neu gegründet worden und unterstand seit dessen
Entmachtung 1180 vorerst in kaiserlichem Besitz

Mit den Hoheitsrechten auf das Flüsschen Stecknitz
Bis Mölln und der Verpfändung der Stadt Mölln wurde
Dies Privileg mit dem Bau des Stecknitz-Kanals zur
Zur Schlüsselposition für Lübecks Handelsmacht

Bis 1890 wurden die Privilegien die auch das
Fischereirecht in der Lübeckerbucht umfassten
Im Rechtsstreit mit Mecklenburg herangezogen
Erst 1928 lehnte der Staatsgerichtshof sie ab

Zahlreiche Kirchspiele im östlichen Klützer Winkel
Finden durch die im Klützer Wald eingeräumten
Holzeinschlagrechte erste urkundliche Erwähnung
Dies gilt auch für Grünlandnutzung in der Umgebung

Seit 1914 ist durch Schriftvergleiche bekannt dass
Die im Archiv verwahrte Ausfertigung eine Fälschung
Sein muss die der Lübecker Domherr Marold um 1225
Anfertigen ließ die von Friedrich II. bestätigt wurde

Sie diente der Loslösung von der Oberherrschaft des
Dänischen Königs Waldemar und der Stärkung gegenüber
Den Holsteiner Grafen von Schaumburg doch Friedrich
Bestätigte die Privilegien die sein Großvater schon gab

Er erteilte dem Lübecker Ratssendboten in Fidenza auch
Den Lübecker Reichsfreiheitsbrief womit die Stadt erstmals
Reichsunmittelbar wurde woraufhin dieser Anspruch im
Nächsten Jahr in der Schlacht bei Bornhöved realisiert wurde

Dem Aufstieg der freien und später Hansestadt Lübeck stand
Nichts mehr im Wege die Fälschung hatte sich erfolgreich
Beim Stauferkaiser durchgesetzt sie wurde was später noch
So wunderbar Thomas Mann in den Buddenbrooks beschrieb

Vielleicht ist dieser Roman eine gute Brücke in die Geschichte
Trugen doch die Buddenbrooks die aus Rostock einst kamen
Wo ein Vorfahr Gewandschneider noch war als Kaufleute wie
Senatoren die Lübecker Freiheit beispielhaft immer mit

Passend dazu auch die Ansprache des alten Herrn Konsul an
Die Hafenarbeiter während der 1848er Unruhen wo er sie zur
Ruhe aufruft und sie schließlich nach Hause schickt was diese
Der alten Autorität die kein Adel war gehorchend auch brav tun

Lübeck wurde von Patriziergeschlechtern erfolgreicher Kaufleute
Regiert und wenn der Erfolg nachließ verloren sich manchmal
Auch die großen Familien die einfach untergingen im immer
Auf und ab der Geschäfte der lange führenden Hansestadt

Mann der für seinen Roman zunächst in Lübeck angefeindet
Worden war weil sich zu viele präzise beschrieben wieder
Erkannten die Karikatur zu treffend war und wird heute dafür
Mit Nobelpreis geadelt hoch verehrt als großer Sohn der Stadt

Die Buddenbrooks hatten als Wahlspruch nur des Tags solche
Geschäfte zu machen dass du des Nachts gut schlafen kannst
Also immer ehrliche Kaufleute zu sein und der Abstieg des Hauses
Begann als Thomas ein riskantes Spekulationsgeschäft tätigte

Er hatte für den Mann der alten Freundin seiner Schwester Tony
Armgard von Schilling aus dem Mädchenpensionat noch die Ernte
Zu günstigem Preis spekulativ ungesehen auf dem Halm gekauft
Was ein Gewitter in einer Nacht zunichte machte mit Verlusten

Thomas wurde krank er schlief unruhig und eines Tages traf ihn
Aus heiterem Himmel der Schlag und da sein Sohn und Erbe
Der sich mehr für Musik interessierte noch zu jung war löste sich
Die Firma Buddenbrook auf und die Witwe zog gen Süden

Er hatte gegen das Motto gehandelt und auch ob der Lübecker
Domherr bis zur Rückkehr des Boten von Kaiser Friedrich II. noch
Ruhig schlief darf bezweifelt werden so beruht die Macht der so
Ehrwürdigen alten Hansestadt auf nichts als einer Fälschung

So sind wohl manche Dinge vom Erzherzog in Österreich bis
Zur Lübecker Freiheit nichts als Produkte des Betrugs doch
Die Geschichte ließ es mit der Zeit gültig werden doch bleibt
Betrug am Anfang der ehrenvollen Privilegien als Makel

Vielleicht diente die Notlüge nur dazu ein bestehendes Recht
Geltend machen zu können zu dem leider die Urkunde aus
Unerfindlichen Gründen verloren ging vielleicht aber wurde
Diese auch genau so geschrieben wie es gerade passte

Weniger schnell über die Dinge mit Sicherheit zu urteilen
Auch wenn sie alt und ehrwürdig sind könnte helfen wieder
Entspannter miteinander umzugehen was die Wahrheit
Betrifft diese immer Erfindung eines Lügners

Warum sie eine solche denklogisch ist fand ich schon
Immer gut und spannend auch um den eigenen sonst
Felsenfesten Standpunkt zu hinterfragen und so lehrt
Die Geschichte manchmal mehr als es so scheint
jens tuengerthal 19.9.2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen