Sonntag, 4. September 2016

Kulturgeschichten 0345

Entdeckerfreuden

Ist es Anmaßung oder die echte Kunst
Des positiven Denkens sich als Entdecker
Von seit über 3000 Jahren besiedelten
Inseln feiern zu lassen sie zu benennen

Europäer die alle Welt um sich drehen
Können das bis zur Perfektion was wohl
Wen nachdenklich genug machen könnte
Dächte noch wer statt im Chor zu jubeln

Statt sich kritisch zu fragen wer wir sind
Immer noch durch die Welt zu jetten als
Müssten wir irgendwohin oder sein wäre
Innehalten eine innovative Alternative

Der am 4. September 1774 Neukaledonien
Entdeckte und so benannte war ein sonst
Eher bescheidener fleißiger Mann der sich
Schon auf einer Weltreise zuvor bewährte

James Cook entdeckte auf seiner zweiten
Reise um die Welt mitten im Pazifik den sie
Nach Forsters Reisebericht damals auch den
Stillen Ozean nannten plötzlich die Inselgruppe

Sie lag 1500km östlich von Australien und war
Wie wir heute wissen seit dem Jahr 1500 vor
Christus bereits von der Lapita-Kultur besiedelt
Zu der sich Polynesier später noch gesellten

Die Nachkommen dieser Stämme bilden heute
Das indigene Volk der Kanak das Cook noch nur
Beobachtet wie 1792 der Franzose Bruny bis sie
Im Namen von Napoleon III. annektiert wurden

Die im 19. Jahrhundert dort siedelnden Walfänger
Holzhändler und leider auch Missionare brachten
Seuchen auf die Inseln an denen dann ein großer
Teil der einheimischen Bevölkerung wehrlos starb

Wie die Briten Australien nutzten die Franzosen
Neukaledonien als Strafkolonie in die nach der
Niederschlagung der Pariser Kommune bis zur
Amnestie 1880 weitere 8000 Personen kamen

So verbrachte etwa die Kommunardin wie Feministin
Kämpferische Anarchistin Louise Michel einige Jahre
Bis zur Amnestie in Neukaledonien was jedoch ihre
Einstellung nicht änderte sie blieb revolutionär

Einigen wie Henri Rocherfort dem später Herausgeber
Des Figaro und Gegner Dreyfuß’ gelang auch die Flucht
Aus Neukaledonien nach London von wo er nach der 1880er
Amnestie wieder als Autor nach Paris zurückkehrte

Das 1863 von dem Geologen Jules Garnier dort entdeckte
Nickelerz Garnierit wurde ab 1873 unter teil abenteuerlichen
Bedingungen abgebaut die einheimische Bevölkerung wurde
Durch ein Apartheids-System lange massiv unterdrückt

Während der Weltkriege waren dort französiche Truppen
Für den Krieg im Pazifik stationiert im Zweiten hatten dort
Die Amerikaner ihr Haupquartier für die Streitkräfte die im
Pazifik für die USA fochten es war also ein Angelpunkt

Es kam regelmäßig zu Revolten der Kanak die sich gegen
Die Unterdrückung wehrten aber niedergeschlagen wurden
Nach 1946 wurden sie ein Überseeterritorium gegen das
Sich die Kanaken mit Befreiungsfronten sozialistisch wehrten

Es kam dabei zu verschiedenen Kämpfen bei denen am Ende
Französische Falschirmspringer Lösungen erzwangen über
Die dann lange verhandelt wurde was zu immer mehr Autonomie
Der Provinz führte die bis 2018 darüber abstimmen wird

Auf der Reise Cooks die zur europäischen Entdeckung führte
War der Preuße Reinhold Forster mit seinem später berühmten
Sohn Georg mit dabei wie der Maler William Hodges der später
Die Vorlagen für die Stiche in Cooks Buch exklusiv lieferte

Lesenswerter und menschlich bis heute spannender aber ist
Die Reisebeschreibung von Georg Forster der mit 18 losfuhr
Fabelhafte Zeichnungen machte und als einfühlsamer schon
Damals sozial kritischer Beobachter beschrieb was er sah

Das Forster am Ende keine vierzig wurde und also früh
Als Abgeordneter der Mainzer Nationalversammlung an
Einer Lungentzündung in Paris verstarb hat ein großes
Talent unter seinen Möglichkeiten bleiben lassen

Georg Forster der so vielfältig auch von der Entdeckung
Neukaledoniens berichtete die er miterlebte wie zugleich
Für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfte wurde von Goethe
Sehr geschätzt auch wenn der sich vornehm zurückhielt

Die DDR hatte den Revolutionär schon hochgehalten
In der Bundesrepublik wurde er erst später entdeckt
Inzwischen vergibt auch die Alexander Humboldt Stiftung
Einen Georg Forster Forschungspreis für den Ethnologen

Der junge neugierige Helfer seines Vaters hat diesen
Um Längen überflügelt gilt als Begründer der Ethnologie
Wurde vielfältig geehrt und sein Werk erschien wieder
Mit seinen Bildern in der wunderbaren Anderen Bibliothek

Die noch von Cook Neuschottland getaufte Inselgruppe
Wird von den Befürwortern der Unabhängigkeit längst
Kanaky genannt in der Sprache der zu Melanesien
Gehörenden französichen Inselgruppe im Pazifik

Der höchste Berg auf der größten Insel ist 1628m hoch
Sie hat eine Küstenlänge von 2254km sowie etwas über
245.000 Einwohner mit ihrem eigenen Barrier Riff haben
Sie das zweitgrößte Korallenriff der Erde zu bieten

In der tropischen Klimazone gelegen betragen dort die
Temperaturen zwischen 20° und 30° das ganze Jahr
Die größte Stadt Nouméa hat 91.000 Einwohner wobei
Das Einzugsgebiet der Hauptstadt noch fast verdoppelt

Die Urbevölkerung der Kanaken bildet mit 44% keine
Eigene Mehrheit mehr heute sind etwa 34% Weiße
Oder Nachfahren europäischer Siedler oder Gefangener
Das Bevölkerungswachstum beträgt derzeit hohe 3%

Zwar ist Amtssprache noch französisch doch werden
Weiterhin 28 Kanaksprachen regional in Stämmen
Gesprochen jedoch nur noch von etwa 58% der Kanak
So ähnlich sind 90% Mitglieder großer chistlicher Sekten

Zwei Vertreter der Überseegemeinschaft mit besonderem
Satus sitzen in der Pariser Nationalversammlung und auch
Deutschland hat einen Honorarkonsul in der Hauptstadt
Was daraus wird ist bis zum Referendum weiter unklar

Cook war ein großer Weltreisender wurde hier schon
Genug gerühmt und auch Georg Forster kann als
Beobachter und Autor kaum genug gelobt werden
Doch bleibt koloniales Erbe immer fragwürdig

Dass die Inseln wie vom Entdecker Cook noch
Benannt Neukaledonien heißen auch als nun
Ehemalige französische Kolonie beteiligt den
Großen Kapitän an der Geschichte des Unrechts

Wer maßt sich an die Welt zu erobern als sei
Sie ihm unterwürfig nur weil sie anders lebt
Dennoch geht es manchen in den Kolonien
Als Franzosen in Übersee besser als andern

Ähnlich ist es mit Mitgliedern des Commonwealth
Die heute von den Vorteilen profitieren einmal
Britische Kolonie gewesen zu sein was darum
Die Prioritäten ein wenig gerechter verschiebt

Wer von den Vorteilen Europas profitiert aber
Dafür weitgehende kulturelle Autonomie mit
Großzügigen Entschädigungen genießt sollte
Gut überlegen was für den Staat mehr lohnt

So sind Kolonien fraglos indiskutabel heute
Aber wenn eine daraus gewachsene Struktur
Heute größtmögliche Freiheit gewährt fragt
Sich was wirklich je wünschenswert wäre

Wo soziale wie demokratische Verantwortung
Übernommen wird zeigt sich am Ende das
Bewährtes System sich auch verbreiten darf
Jeder entscheidet wozu er schließlich gehört

Besser wäre die EU statt überholter Nationen
Übernähme diese Verantwortung überall wo
Europa als Kolonialmacht herrschte statt der
Ehemaligen Kolonialherren gespielt noch

Wer wollte nicht dem freiesten demokratischen
System mit bester sozialer Absicherung noch
Angehören wenn die Wahl besteht was wohl
Manches Chaos der Verantwortung erledigte

So könnte manche Entdeckung auf Dauer
Viele Vorteile für alle Beteiligten bringen die
Sich weltweit verständigen müssten was
Radikale und Extremisten schnell bremst

Gleichzeitig exportierte Europa so sein
Soziales Netzwerk in die Welt was also
Arbeit vergleichbar teuer überall machte
Die Konkurrenz wieder fairer machte

Cook entdeckte und taufte die Insel einst
Nachdem bereits 3274 Jahre Kultur sich
Dort ohne koloniale Anmaßung wie ohne
Neue Seuchen friedlich entwickeln konnte

Wie immer sich die Kanaken künftig nennen
Sie könnten ein Teil Europas werden was
Eine große Chance für alle dabei wäre
Auf dem Weg zu postnationaler Einigkeit
jens tuengerthal 4.9.2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen