Samstag, 3. September 2016

Kulturgeschichten 0344

Republikgründer

Republiken haben eine alte Tradition
In Europa wo das Volk in Griechenland
Oder Rom auf eine Art demokratisch von
Beginn der Aufzeichungen an mitwirkte

Die älteste noch existierende Republik
Ist San Marino das am 3. September 301
Von Marinus  als Bergstaat gegründet
Bis heute auf kleiner Fläche fortbesteht

Marinus war ein dalmatischer Steinhauer
Stammte von der Insel Rab und war zur
Arbeit nach Rimini gekommen noch bevor
303 die letzte Christenverfolgung begann

Ob vor dieser oder noch davor ist unklar
Jedenfalls floh er zum nahen Berg Titano
Nach und nach gesellten sich weitere auch
Verfolgte Christen in die Christengemeinschaft

Als 311 Kaiser Galerius das Toleranzedikt von
Nikomedia zeichnet das von da ab jegliche
Christenverfolgung im Römischen Reich beendete
Beruhigte sich die Lage für die Christen am Berg

Bald wurde Marinus zum Bischof von Rimini ernannt
Die konvertierte römische Patrizierin Donna Felicissima
Schenkte Marinus den Berg Titano und so begründete es
Sich nach desssen Tod 366 als freie Republik wieder neu

Sie taten dies unter seinem der Freiheit verpflichteten
Wahlspruch, der da hieß:

 „Relinquo vos liberos ab utroque homine“
(„Ich lasse euch frei von beiden Menschen zurück“)

Als bis 1200 die Bevölkerung stetig weiter wuchs
War eine Gebietsvergrößerung nötig für welche
Noch zwei Berge dazu gekauft wurden schon da
War es eine Stadtrepublik mit eigenen Gesetzbüchern

Die Gesetze wurden vom Rat der Familienoberhäupter
Im Auftrag des Volkes erlassen dabei wählten sie immer
Zwei Staatsoberhäupter für jeweils sechs Monate noch in
Anlehnung an das römische Konsularprinzip der Republik

In San Marino lebten Ghibelinen und Guelfen friedlich noch
Bis Mitte des 13. Jahrhunderts als sie sich erstmals dort
Gegeneinander wandten damals vertrieben die kaisertreuen
Ghibelinen die papsttreuen Guelfen aus dem Stadtstaat

Dies führte zur Exkommunikation seitens Roms die dann
Zwei Jahre später wieder aufgehoben zu werden aber die
Nächsten 100 Jahre noch dreimal wiederholt wurde woran
Die Glaubhaftigkeit solch katholischer Strafen sichtbar wird

Es gab immer wieder Kämpfe mit der guelfischen Republik
Rimini die versuchten San Marino zu erobern und nur ein
Bündnis mit anderen Ghibelinen half ihnen zu überleben
Trotz Anerkennung durch den Papst wurde angegriffen

 Der letzte Krieg um San Marino endete 1463 als sich der
Kleine Staat noch um vier Kastelle erweiterte dabei wieder
Vom Papst anerkannt wurde zwar fiel 1502 noch einmal
Cesare Borgia ein doch wurde dieser von Urbino geschlagen

Die neue Verfassung von 1600 ist in Teilen bis heute noch
In Kraft als dann Kardinal Albernoni 1732 einfiel half ihnen
Der Papst und der Eindringling zog sich wieder zurück auch
Napoleon ließ sie als Bewunderer ihrer Freiheit in Frieden

Der Wiener Kongress nach Napoleon 1815 bestätigte dann
Noch einmal die Freiheit San Marinos das während des
Risorgimento Flüchtlingen wie Garribaldi Asyl anbot und so
Konnten sie auch nach der Einigung freie Republik bleiben

Der spätere Ehrenbürger Lincoln schrieb über San Marino
Obgleich ihr Staatsgebiet klein ist sei ihr Staat einer der
Meistgeehrten der Geschichte so wurde der Kleinstaat 1865
Gleichberechtigter Partner des neuen Königreichs Italien

Als erster Staat Europas schaffte San Marino 1865 auch
Die Todesstrafe ab die das letzte mal 1468 angewendet
Worden war erst durch die Kriegserklärung von 1915
Gegen Deutschland zog es wieder in den Krieg

Dabei verhielt sich San Marino relativ neutral und es fielen
Nur zwei  San Marinesen im Ersten Weltkrieg überhaupt
Jedoch schlossen sie danach keinen Frieden mit Deutschland
Befanden sich also 1939 noch immer im Krieg mit dem Reich

Bei Wahlen 1923 erreichten die Faschisten auch in San Marino
Die absolute Mehrheit dennoch stellte der Staat keine Soldaten
Für Mussolini und blieb offiziell trotz Nähe zum Diktator neutral
Nach dessen Sturz löste sich die faschistische Partei wieder auf

Während des Krieges warfen einmal britische Flieger Bomben
Auf den eigentlich neutralen Kleinstaat und töteten 60 Menschen
Später gaben die Briten zu dies sein nicht gerechtfertig gewesen
Die britische Armee verdrängte dann die deutschen Truppen

Die Briten blieben nach der Befreiung dann von September
Bis November 1944 um bei der Rückführung der 100.000
Flüchtlinge dort zu helfen es gab nach dem Krieg kaum
Veränderungen außer das Frauenwahlrecht ab 1960

Von 1947 bis 1958 und von 1978 bis 1986 regierte
Eine linke Voksfront mit den Kommunisten den Staat
Warum Spanien unter Franco allen mit einem Stempel
Aus San Marino im Pass die  Einreise verweigerte

Durch den Tourismus stiegen die Einnahmen so sehr
Dass die Krankenversorgung kostenlos angeboten wird
Seit 1992 Mitglied der Vereinten Nationen ist die Republik
Völlig schuldenfrei mit einer parlamentarischen Demokratie

Die Verfassung von San Marino ist die älteste demokratische
Der Welt und noch immer regieren zwei Staatsoberhäupter
Für jeweils ein halbes Jahr die regierende Kapitäne heißen
Was auf ein Gesetz aus dem Jahr 1200 zurück geht

Die Republik unterhält Beziehungen zur EU ist aber nicht
Mitglied der Union nimmt aber auch etwa an der KSZE teil
Die Beziehungen zu Deutschland sind heute friedlich wie
Frei von Problemen es bestehen diplomatische Beziehungen

Zehn Prozent des Nationaleinkommens werden durch den
Verkauf eigener Briefmarken finanziert dafür werden nahezu
Keine Steuern erhoben und 60% der Devisen kommen nun
Durch Touristen ins Land Währung ist heute der Euro

Nach der OECD gilt San Marino als Steueroase hat aber
Inzwischen viele bilaterale Abkommen dazu verabschiedet
Ein solches gibt es heute auch mit der EU zur Bekämpfung
Der Steuerhinterziehung so ab 2017 auch Bankdatentausch

San Marino erwirtschaftet regelmäßig einen Staatsüberschuss
Der im zweistelligen Millionenbereich liegt und damit etwa 4%
Des BIP beträgt ohne jede Staatsverschuldung jedoch hatten
Sie infolge der Bankenkrise 2011 auch 20 Millionen Defizit

Die kleine basisdemokratische Struktur des Staates die bereits
Seit der Verfassung von 1200 und verändert von 1600 funktioniert
Könnte für manche Regionen auch in Europa ein Vorbild sein
So fragt sich ob autonome Republiken nicht Zukunft haben

Insofern Basis des Reichtums auch lange Steuerhinterziehung
Der Bürger der Nachbarstaaten war wird sich dies in Zukunft
Zeigen doch eine Stärkung autonomer Regionen in der EU
Könnte Vielfalt und inneren Frieden vielleicht besser fördern

Beim Blick nach San Marino macht die Autonomie etwa
Von Katalonien dem Baskenland Schottland oder Bayern
Weniger Sorgen vielleicht könnte dieses Vorbild helfen
Den überflüssigen Nationalstaat hinter sich zu lassen

Auch Bundesstaaten wären schon zu groß dafür
Warum eher Stadtstaaten und Kommunen als die
Autonome Struktur der Zukunft gelten könnten
Wenn wir wagten friedlich in Freiheit zu leben

Ein Staat der im Krieg das dreifache seiner Einwohnerzahl
An Flüchtlingen aufnahm und dies gut überstand wie heute
Über einen ausgeglichenen Staatshaushalt verfügt zeigt
Vorbildliche Perspektiven für die ängstliche EU heute

Stadtstaaten die autonome Regionen werden die sich
Basisdemokratisch selbst regieren und zugleich in den
Zentralen Fragen Einigung mit der EU suchen sind ein
Besseres Vorbild als die neonationalen Zerstörer

Gegründet von geflüchteten Christen dann lange Zeit
Gegen den Papst auf Seiten der Ghibelinen gefochten
Um ihre Freiheit gegen guelfische Übergriffe zu wahren
Könnten Europas Regionen manches von dort lernen
jens tuengerthal 3.9.2016

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