Freitag, 2. September 2016

Kulturgeschichten 0342

Wortmacht

"Jedem Menschen unterlaufen Fehler, doch nur die Dummen verharren im Irrtum."

 “Irren ist menschlich” ("Errare humanum est")

“Frieden ist ungestörte Freiheit!”

Was sollte gegenüber der Türkei
Gesagt werden und was ist dann
Doch eher verzichtbar im Sinne
Einer klugen Diplomatie für alle

Manche Worte sind mächtig genug
Die Welt zu bewegen allein dadurch
Dabei sind sie recht eigentlich nichts
Anderes als Musik mit andren Tönen

Sind es die Worte also der Inhalt oder
Doch mehr ihr Klang also die Musik
Die Reden eindrücklich bleiben lässt
Sind es Person und Publikum doch

Vieles spielt bei großen Reden eine Rolle
Kennedys “Ick bin ein Berliner” wird nur
Aus dem Kontext der Berlinbesetzung wie
Des Kalten Krieges bedeutend verständlich

Was würde uns heute sagen wer so redet
Betonen ein Partyhengst zu sein noch oder
Ein großer Schuldenmacher der auch seine
Baustellen nie beendet statt dafür zu fliegen

So hätten die gleichen Worte gesprochen am
selben Ort noch eine völlig andere Bedeutung
Weil die Zeit alles verändert was wohl alle Reden
Vergänglich macht oder bleibt manches gültig

Manche Reden die uns als bedeutend noch gelten
Erreichten das Gegenteil des Erstrebten weil sich
Zufällig die Verhältnisse dann noch änderten was
Zeigt Worte sind Waffen mit unklarer Wirkung oft

Am 1. September 44 vor Christus hielt Cicero
Die erste seiner 14 Philippischen Reden gegen
Marcus Antonius der nach Cäsars Tod die
Alleinherrschaft im Römischen Reich anstrebte

Der Ausdruck Philippische Rede geht zurück
Auf Demosthenes der sie um 350 vor Christus
Gegen Philipp von Makedonien hielt worauf sich
Cicero gegenüber Brutus ausdrücklich berief

In diesen Reden schwang sich Cicero noch
Zum letzten mal zum Wortführer des Senats auf
In der ersten Philippica fordert er von den Konsuln
Zurück zu einer Politik zum Wohle Roms zu kehren

In der 14. Rede schließlich fordert er nach dem
Sieg Ocatvians über Marcus Antonius diesen zum
Staatsfeind zu machen ehrt dafür den Sieger wohl
Nicht ahnend dass mit diesem die Republik endet

Die ersten beiden Reden zeigen den Ausbruch der
Feindschaft zwischen Cicero und Marcus Antonius
Er wollte Antonius als Konsul vernichten um wieder
Die freie Republik herstellen zu lassen mittels Krieg

Seine Motivation war Kampf der freien Republik
Gegen deren Hauptfeind Marcus Antonnius wie
Cicero es sah sowie der Freiheitsgedanke noch
Gegen das Königtum des Antonius ohne Erfolg

Am Ende der bis zum April des Folgejahres noch
Gehaltenen Reden zeigte sich Cicero ähnlich wie
Sein Vorgänger Demosthenes als völlig erfolglos
Im Gegenteil er starb sogar für seinen Hass

Nachdem sich Antonius Octavius und Tiberius
Im Triumvirat verbündeten ließ Antonius sofort
Cicero für vogelfrei erklären worauf seine Häscher
Einen Monat später Cicero fingen und töteten

Ciceros Haupt und Hände wurden draufhin
Auf dem Forum Romanum zur Schau gestellt
Noch heute meint eine Philippika halten eine
Streit oder Kampfrede führen in Wortschlachten

Ein Kämpfer für Republik und Freiheit wurde
Dem neuen opportunen Bündnis geopfert von
Dem für den er sich noch eingesetzt hatte doch
Die Republik die er verteidigte war nicht mehr

So ging ein großer Demokrat der Römer als
Opfer seiner eigenen Intrigen die ihn auch kein
Mittel haben scheuen lassen seinen Feind
Marcus Antonius völlig zu vernichten

Wer wundert sich wenn dieser sich rächt
Nachdem zufällig er die Macht errungen
Zumindest für eine Zeit im Bündnis mit
Dem späteren Kaiser Augustus so lang

Ob darauf zu lernen ist sich lieber mehr
Zurückzuhalten um das Risiko für sich
Zu minimieren dem Kampf zum Opfer
Zu fallen wäre zu kurz geschlossen

Sicher ist mancher Einsatz auch das
Eigene Leben wert sogar in Fragen
Der Politik wie der 20. Juli 44 zeigte
Doch weniger Hass ist mehr Frieden

Der Staatsmann Cicero handelte als
Redner als würde er einen privaten
Rachefeldzug führen gegen Antonius
Wer wundert sich über das Ergebnis

Verbale Abrüstung im politischen Kampf
Der Meinungen täte sicher allen gut
Gerade in einer aufgeheizten Stimmung
Die sonst noch mehr Opfer fordert

Es geht im Leben nur darum so sehr
Wie nur möglich glücklich zu sein
Alles was dies hindert sollten wir
Lieber unterlassen für mehr Glück

Cicero focht mit Leidenschaft für die
Republik doch tat er es nicht mehr mit
Republikanischen Mitteln scheiterte
Darum auch an sich selbst logisch

Wer mag möge dies übertragen auch
Auf die Debatten um unsre Republik
Genau schauen wer welch verbale
Waffen zückt um zu entscheiden

Bevor wir im Kampf der Worte schon
Die Situation eskalieren lassen sollten
Wir lieber uns nach dem Gewinn dabei
Fragen und ob es unser Leben wert ist

Wer mehr genießt hat mehr vom Leben
Es geht um nichts anderes je warum es
Zeit für Entschleunigung und mehr Genuss
Wohl ist um glücklicher noch zu leben

Im Konflikt um den Umgang mit den Armeniern
Können wir der Türkei vorhalten was historisch
Gesichert ist oder schweigend belächeln wie
Unreif sich dieser autoritäre Staat verhält

Wer muss den anderen erziehen zur Moral
Kann dies je funktionieren oder ist es nur
Aus Selbsterkenntnis möglich moralisch
Wie sittlich nach Kant zu handeln aus sich

Wer zur Aufklärung noch zu unreif ist die
Stets Befreiung aus selbstverschuldeter
Unmündigkeit ist verdient Bedauern wie
Die engstirnigen Türkenonkel wohl heute

Ruhe und Gelassenheit dabei bewahren
Statt gierig Konflikte zu provozieren die
Keiner braucht zeugt von mehr Weitsicht
Als Cicero sie offensichtlich besaß
jens tuengerthal 2.9.2016

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