Sonntag, 7. August 2016

Kulturgeschichten 0315

Friedenstraum

Wir sind im Krieg wie die Kanzlerin uns
Nach den letzten Anschlägen sagte
Der Krieg findet überall statt inzwischen
Weil der Terror kein einzelnes Schlachtfeld hat

Es gibt also wieder Krieg im Land wie unter den
Menschen die dort leben wie wir an dem Hass
Den Pegiden durch die Städte tragen längst sahen
Es ist die Propaganda des Krieges dort unterwegs

Was für Regeln sollen für den Krieg im Land gelten
Hat die Sicherheit Vorrang vor der Freiheit nun oder
Darf was es nie geben kann im Krieg nicht noch das
Rauben was uns blieb im Krieg gegen den Terror

Ein Blick auf den Ewigen Landfrieden könnte helfen
Klarheit zu schaffen um das zu verteidigen was uns
Ausmacht statt sich einen Krieg gegen unsere Art
Zu leben aufdrängen zu lassen weiter

§ 1 Niemand, egal von welcher gesellschaftlicher Stellung, darf jemand anderen bekriegen oder sonstiges Leid zufügen.

§ 2 Alle bestehenden Fehden werden aufgehoben.

§ 3 Jeder der dieses Verbot bricht wird, egal von welchem Stand, mit der Reichsacht belegt.

§ 4 Jeder ist verpflichtet, einen des Friedbruchs Verdächtigen zu stellen oder zu melden.

§ 5 Wer gegen § 4 verstößt, verliert selber jegliche Privilegien.

§ 6 Kammerrichter und Reichstag unterstützen die durch Fehden Geschädigten.

§ 7 Reisige Knechte sollen als gefährliche Elemente nirgends geduldet werden.

§ 8 Verbrecher gegen die geistlichen Gesetze sollen wie Verbrecher gegen das weltliche Gesetz bestraft werden.

§ 9 Dieser Landfriede soll durch spätere Gesetze nicht außer Kraft gesetzt werden können.

§ 10 Wer nicht zu dem Wohl des Friedens beiträgt verliert all seine Privilegien und Rechte.

§ 11 Niemand darf diesen Frieden auf Grund irgend eines Privilegs, seines Standes oder aus irgendeinem anderen Grund missachten.

§ 12 Dieser Friede soll keine anderen, bereits bestehenden, Gesetze aufheben.

So steht es geschrieben im Ewigen Landfrieden
Den dereinst am 7. August 1495 Kaiser Maximilian I.
Auf dem Reichstag zu Worms verkünden ließ um
Damit  definitiv die Fehden unbefristet zu beenden

Der letzter Ritter genannte Kaiser schloss sich damit
Der Landfriedensbewegung an und diese ab weil die
Weiter Fehden dem Bedürfnis der Fürsten nach Frieden
Unter Gewaltmonopol des Staates immer widersprach

Streit sollte fortan im Rechtswege geklärt werden
Womit die Rechtsordnung an die Stelle der vorher
Nur Gewalt trat es um rechtliche Lösungen mehr ging
Zumindest nach Innen verbot sich ab da der Kampf

Tatsächlich dauerte es noch bis weit ins 16. Jahrhundert
Bis sich alle Landesherren und Ritter an das Gebot des
Ewigen Landfriedens hielten immer noch kam es zu den
Gewohnten Ausbrüchen der ausgleichenden Gewalt

Mit dem Fehdeverbot wurde zugleich das Reichskammergericht
Geschaffen als Instanz sonst befehdeter Streitigkeiten zwischen
Den Burgen ihren Rittern den Städten und manchen Fürsten noch
Die mehrheitlich lieber friedlich leben wollten künftig

Wenig lohnend war der ewige Landfriede für die Raubritter
Die sich neue Einkommensquellen und Beschäftigung suchten
Um so lohnender dagegen war er für die Städte und Händler
Welche ungestörter zumindest im Reich nun handeln konnten

Mit dem ewigen Landfrieden kam erstmals das Gewaltmonopol
Der öffentlichen Hand in Gesetzesform wie es uns heute ganz
Normal erscheint dass keiner als der Staat seine Ansprüche
Mit Gewalt durchsetzen darf und Gerichte entscheiden

Dies war am Ausgang des Mittelalters und in der Renaissance
Eine wichtige Neuerung die erst den Rechtsstaat ermöglichte
Der vor dem Recht des Stärkeren uns schützt Krieg vermeidet
Auch wenn es noch ein weiter Weg zum Grundgesetz war

Fraglich ob wir darum jede Gewalt hinnehmen müssen
Außer es ist Notwehr die ausnahmsweise eben Gewalt
Zur Abwehr einer gegenwärtigen Gefahr erlaubt oder
Der Stat gibt ein ausdrückliches Widerstandsrecht

Auch das Grundgesetz regelt das Widerstandsrecht
Nach Artikel 20 IV GG haben alle Deutschen das Recht
Auf Widerstand gegen jeden der diese Ordnung beseitigt
Worauf sich fälschlich Rassisten und Pegiden beriefen

Doch haben gerade diejenigen die das Grundrecht
Auf Asyl rassistisch infrage stellen dies Recht nicht
Im Gegenteil steht jedem anderen Widerstand gegen
Diese Verfassungsfeinde auch des AfD immer zu

Doch ist dies Widerstandsrecht eben die Ausnahme
Vom Grundsatz dass nur der Staat Recht durchsetzt
Dazu auch Gewalt anwenden darf wenn dies nötig ist
Alle anderen haben sich gerichtlich zu streiten

Der ewige Landfriede war aber nur ein erster Schritt
Um den Frieden im Land untereinander zu regeln
Wichtiger noch ist der ewige Frieden zwischen Staaten
Wie er seit der Renaissance schon diskutiert wurde

Früher noch christlich begründet fehlte damit die
Für alle Menschen verbindliche Grundlage galt
Nur für Christen während Heiden bekämpft wurden
Seit Kant hat sich dies spätestens geändert

Um 1800 war der Ewige Friede ein großes Thema
Besonders Kants Schrift zum Thema brachte eine
Vorher nur träumerische Idee in einen Rahmen
Der eine Realisierung zumindest möglich machte

Dazu sein an dieser Stelle die sechs Artikel zitiert
Die Kant für den Grundstein des ewigen Frieden
Hält im Sinne seiner freiheitlichen Philosophie die
Sittliche Autonomie in den Mittelpunkt stellt


„Es soll kein Friedensschluss für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht worden.“

„Es soll kein für sich bestehender Staat (klein oder groß, das gilt hier gleichviel) von einem anderen Staate durch Erbung, Tausch, Kauf oder Schenkung erworben werden können.“

„Stehende Heere (miles perpetuus) sollen mit der Zeit ganz aufhören.“

„Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staatshändel gemacht werden.“

„Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines andern Staats gewalttätig einmischen.“

„Es soll sich kein Staat im Kriege mit einem andern solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen: als da sind, Anstellung der Meuchelmörder (percussores), Giftmischer (venefici), Brechung der Kapitulation, Anstiftung des Verrats (perduellio) in dem bekriegten Staat etc.“

Weit noch sind wir von der Realisierung dieses
Idealen Zustandes des Friedens miteinander
Wenig hat sich an den Bedingungen geändert
Nur die Waffen wurden immer gefährlicher

Der Landfrieden war ein erster Schritt in die
Richtung des Ewigen Frieden für den nun
Zu kämpfen paradox wäre doch fragt sich
Mancher Beobachter warum Dummheit siegt

Immer mehr Menschen sterben in Syrien
Wie hier im eingeschleppten Krieg den
Wir als Koalitionäre gegen den Terror
Nun auch als Betroffene kennenlernen

Krieg für die Freiheit ist kein Grund
Die Freiheit zu opfern die vorgeblich
In Syrien oder im Irak verteidigt wird
Klüger wäre es frei weiter zu bleiben

Ob der Terrorismus eine Fehde ist
Die gegen den Landfrieden verstößt
Oder ein Krieg ohne Grenzen ist egal
Frieden darf keine Grenzen kennen

Viele Vordenker der Diskussion die
Nach 1618 noch stärker wurde zu der
Auch Erasmus von Rotterdam schrieb
Setzten auf Handel und Freiheit

Es mag Gründe geben dies Abkommen
Zum Freihandel zu fürchten doch sollte
Wer vom ewigen Frieden träumt sich
Hüten gegen mehr Freiheit zu sein

Vielleicht scheint mancher Kompromiss
Betrachten wir ihn im Lichte der Kriege
Weiser als ewiger Streit um überholte
Nationale Interessen künftig noch
jens tuengerthal 7.8.2016

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen