Mittwoch, 3. August 2016

Kulturgeschichten 0310

Haltungsfragen

"Bald - und du hast alles vergessen. Bald - und alles hat dich vergessen."

„Wer nicht weiß, was der Kosmos ist, weiß nicht, wo er ist. Wer nicht weiß, wozu er geschaffen worden ist, weiß nicht, wer er ist, und auch nicht, was der Kosmos ist. Wer aber eins davon nicht erfasst, könnte auch nicht sagen, wozu er da ist.“

„Immer also an diese beiden Dinge denken: erstens, dass alles seit Ewigkeiten gleichartig ist und sich in ständigem Kreislauf wiederholt und dass es ohne Bedeutung ist, ob jemand in hundert oder zweihundert Jahren oder in unendlicher Zeit dasselbe sehen wird; zweitens, dass der am längsten Lebende dasselbe verliert wie der andere, der sehr früh sterben muss.“

„Der Schmerz ist entweder für den Körper ein Übel – dann soll er es zeigen – oder für die Seele. Doch sie hat die Möglichkeit, ihre eigentümliche Ruhe zu bewahren und nicht anzunehmen, dass er ein Übel ist. Jedes Urteil, jeder Antrieb, jedes Verlangen und jede Ablehnung entsteht in uns, und nichts kommt von außen herein.

„Versuche, die Menschen zu überzeugen, handle aber auch gegen ihren Willen, wenn der Geist der Gerechtigkeit es so verfügt. Wenn sich dir allerdings jemand unter Androhung von Gewalt in den Weg stellt, dann lass es dir gefallen, nimm keinen Anstoß daran, benutze die Behinderung zur Verwirklichung einer anderen Tugend und denke daran, dass du dich nur unter Vorbehalt in Bewegung setztest und nicht nach Unmöglichem streben wolltest.“

„Nimm stets den kurzen Weg. Kurz ist aber der Weg, der mit der Natur übereinstimmt; das hat zur Folge, dass du alles auf die gesündeste Art sagst und tust. Denn ein solcher Vorsatz bewahrt dich vor Großsprecherei, Übertreibung, ungenauem Formulieren und Spitzfindigkeit.“

„Was sind die Menschen, die nur essen, schlafen, sich begatten, ausleeren und nur tierische Funktionen verrichten? Und was, wenn sie die Herren spielen, stolz einhergehen, sich ungehalten gebärden und von ihrer Höhe herab mit Scheltworten um sich werfen?“

„Die Dauer des menschlichen Lebens ist ein Augenblick, das Wesen ein beständiger Strom, die Empfindung eine dunkle Erscheinung, der Leib eine verwesliche Masse, die Seele ein Kreisel, das Schicksal ein Rätsel, der Ruf etwas Unentschiedenes.“

"Alles was du siehst, wird die alles lenkende Natur bald verwandeln und aus diesem Stoff andere Dinge schaffen und aus deren Stoff wiederum andere, damit die Welt immer verjüngt werde."

"Alles, was etwas Gemeinsames hat, strebt zum Verwandten."

"Betrachte die ganze Natur, wovon du nur ein winziges Stücklein bist, und das ganze Zeitmaß von welchem nur ein kurzer und kleiner Abschnitt dir zugewiesen ist, und das Schicksal, wovon das deinige nur ein Bruchteil bildet."

"Der Tod ist ebenso, wie die Geburt, ein Geheimnis der Natur, hier Verbindung, dort Auflösung derselben Grundstoffe."

"Die beste Art, sich zu rächen ist, nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten."

Eine bittere Gurke? Wirf sie weg! Dornensträucher im Weg? Weiche ihnen aus! Das ist alles. Frage nicht noch: Wozu gibt es solche Dinge in der Welt?"

"Glücklich sein heißt einen guten Charakter haben."

"Lass die Einbildung schwinden, und es schwindet die Klage, dass man dir Böses getan."

"Tu nicht, als wenn du Tausende von Jahren zu leben hättest. Der Tod schwebt über deinem Haupte. So lange du noch lebst, so lange du noch kannst, sei ein rechtschaffener Mensch."

"Wenn du am Morgen widerwillig aufwachst, dann halte dir vor Augen: Ich wache auf, um die Arbeit eines Menschen zu tun."


Weise Worte eines Kaisers die Marc Aurel
Einst aufschrieb in seinen Betrachtungen
Wie der Stoiker seine Aphorismen nannte
Über die er an Germaniens Grenze grübelte

Was machte ein römischer Kaiser an der Donau
Warum überwinterte er im so eisigen Norden
War der Ort eine Quelle seiner Philosophie
Ist Marc Aurel so gesehen weniger römisch

Am 3. August 178 brachen Marc Aurel und sein
Sohn Commodus von Rom aus zum zweiten
Markkomannenkrieg am Lauf der Donau gen
Norden mit der Armee ins Ungewisse noch auf

Was die genaue Ursache dieser Kriege war ist
Unklar im Nebel der Geschichte sicher jedoch
War es die Ausdehnungsbewegung der Völker
Germaniens die römische Grenzen verletzten

Manche meinen die Bewegung der Germanen
Gen Süden sei Vorläufer der Völkerwanderung
Bei der die Gothen einst Roms Untergang in der
Schon christlich kulturlosen Stadt beschleunigten

Doch ist dies so ungewiss wie die Erfolge des
Krieges der mit einem vorläufigen Frieden nur
Endete den Marc Aurels Sohn dann im Amt
Mit den Germanenfürsten noch aushandelte

Hatte der Limes lange Jahre des Friedens noch
Im Osten garantiert wurde es unter Marc Aurel
Unruhiger im Reich was an Missernten gelegen
Haben könnte oder dem Drang nach Süden

Auf diesem Feldzug stirbt Marc Aurel im März 180
Keine zwei Jahre nach dem Aufbruch aus Rom
Vermutlich in Wien das damals lateinisch Vindobona
Noch hieß aber auch das ist eher ungewiss

Woran er starb ist unklar so meinen einige es sei
Die Antoninische Pest noch gewesen während
Andere ein Krebsleiden eher mutmaßen sicher nur
Verweigerte er Essen und Trinken zur Beschleunigung

Dieser Umgang mit dem Leben das selbstbestimmt
Enden sollte zeugte von großer Reife des Denkers
Der sich nicht abergläubisch einem Schicksal nur
Unterwarf auch wenn er noch an Götter glaubte

Seine Asche wurde in der späteren Engelsburg beigesetzt
Die Ruhe des Stoikers verlor der Kaiser bis zum Ende nicht
Seine Art zu leben wie sein in seinen Schriften selbst zum
Ausdruck gebrachtes Denken brachten ihm Verehrung

Von deutschen Herrschern bewunderten ihn besonders
Friedrich der Große und Bundeskanzler Helmut Schmidt
Er gilt als erster Philosophenkönig dem Gleichmut wie
Selbstbeherrschung und Verantwortung zugeschrieben wird

Als Christenverfolger war er lange umstritten unter denen
Die Rom als folgende Sekte beherrschten auch wenn sein
Streben nach Vernunft logisch im Gegensatz noch zum
Frühen Christentum steht das nur Erfüllung suchte

Dass sein Reiterstandbild den folgenden christlichen
Bildersturm überstand der dem des IS nicht nachstand
Außer sich heilig und friedlich zu lügen lag wohl daran
Dass Konstantin der Konvertit noch viel von ihm hielt

Nicht letztlich konsequent in seinem Denken eben nur
Ein Stoiker glaubte er anders als Epikur und Lukrez
Weiter an eine Seele und Götter doch davon abgesehen
Ein kluger Kopf der Weltgeschichte gedanklich schrieb

Wie sehr diese bloße Hypothese eines Gottes dabei
Im Widerspruch zu seinem sonst Naturalismus der
In der Tradition der Atomisten sich sah stand kann
Dahinstehen wenige dachten davon frei bis jetzt

Sein Krieg zu dem er am 3. August 178 aufbrach
Brachte ihm den Tod aber auch die Zeit im Lager sein
Großes Buch zu schreiben dessen Aphorismen ihn
Bis heute aktuell hielten als Denker und Staatsmann

Als Schlussbetrachtung dieses Denkers der eben
Nicht nur Philosoph sondern immer auch Staatsmann
War und so nichts womöglich ganz sein konnte sei
Er selbst noch einmal treffender wohl zitiert
jens tuengerthal 3.8.2016

"Einst gebräuchliche Worte sind jetzt unverständliche Ausdrücke. So geht es auch mit den Namen ehemals hochgepriesener Männer, wie Camillus, Kaeso, Volesus, Leonnatus, und in kurzer Zeit wird das auch mit einem Scipio und Cato, nachher mit Augustus und dann mit Hadrian und Antoninus der Fall sein. Alles vergeht und wird bald zum Märchen und sinkt rasch in völlige Vergessenheit…"
Marc Aurel

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