Samstag, 12. September 2015

Geschlechterliebe

Männer suchen den schnellen Spaß
Möglichst ohne Folgen und viele Worte
Frauen wollen Liebe wenn sie dafür
Sex geben und lang darüber reden

So sagen es gewöhnliche Vorurteile
Die wir uns verschieden erfolgreich
In liebender Praxis zu belegen suchen
Die Bestätigung dessen ist stets Thema

Bin ein Mann aber die schnelle Lust
Finde ich schon lange eher langweilig
Ein bloßer Fick ist nicht was ich suche
Sondern hänge immer Gefühl daran

Sex ohne Liebe und was dazu gehört
Langweilt mich als bloßer Sport wenn
Es nicht mehr geht möchte ich darüber
Reden um zu verstehen warum

Männer reden nicht soviel über Sex
Wenn nur in langweiliger Manier die
Eher dem Quartettspiel der Jugend
Gleicht als über das Gefühl zu reden

Frauen funktionieren heute immer mehr
Wie Männern es meist nachgesagt wird
Genießen den Sex und bleiben danach
Lieber unverbindlich um abzuwarten

Wenn ich mit einer Frau schlafe will ich
Ankommen und nicht nur wilden Sex
Ist mir das beieinander schlafen noch
Wichtiger als der gerade Fick

Es gibt mehr Männer die diesen eher
Romantischen Traum von der Liebe
Auch wenn es erstmal nur um Sex ging
Wohl teilen und so tauschten wir Rollen

Frau genießt die Freiheit und lässt sich
Verwöhnen gibt nach Lust und Laune
Bleibt um so unverbindlicher desto
Romantischer der Mann anhänglich

Umgekehrt ist Mann auch lieber noch
Flüchtig wo eifersüchtige Frau ihn
Bewacht wie ihn für sich nur will
Was für eine schlichte Dialektik spricht

Die Eigenschaften sind eben nicht an das
Je Geschlecht gebunden sondern laufen
Quasi automatisch in Rollen nur ab
Sie gelassen laufen zu lassen hilft

Hilft theoretisch zumindest die immer
Rollen und Muster einfach zu überwindern
Fraglich was von uns jenseits dieser bleibt
Ob wir überhaupt frei sind in der Liebe

Agieren wir immer nur in konformen Mustern
Um zu gefallen und Begehren zu erregen
Statt dem Muster der Natur zu folgen weil
Zu sehr wollen immer einsam macht

So beschwört der Dichter naiv die Sehnsucht
Und weiß doch genau das dies stets eher
Frau vergrault als bindet während er dafür
Frei und ungebunden interessanter wird

Frau die sich zu sehr an ihn hängt ist dafür
Umgekehrt uninteressant auch wenn sie
Stets zu allem bereit wunschgemäß klaglos
Vor ihm läge reizte die Verklemmte mehr

Der große Reiz des Unerreichbaren zieht sich
Durch unser ganzes Leben aber wieviele
Wunderbare Gelegenheiten verspielten wir
Weil wir jeweils in Schemen nur agierten

Liebe soll diese Schemen überwinden
Tut es aber auch nur wenn sonst alles stimmt
Mangelt es am Sex Geld oder Gefühl wird
Nichts überwunden und Liebe verliert sich

Was wir immer haben verliert Spannung
Wird zur Gewohnheit die wir anders dann
Als wertvoll uns zu definieren versuchen
Doch noch der Sehnsucht innerlich folgend

Für Momente meinen wir manchmal dann
In der Liebe Erfüllung zu finden jenseits
Aller platten Dialektik aus purer Zuneigung
Welch naive Illusion der neuronalen Netze

Wo Geschlecht und Lust eine Rolle spielen
Braucht es Spannung die eben dialektisch
Vor uns erscheint und uns in Rollen presst
Was uns wohl jenseits dieser noch bliebe

Gäbe es eine Verbindung ohne Reiz der
Eben von Spannung im Ungewissen lebt
Oder wäre die stoische Gelassenheit eher
Eine Form des Todes als des Lebens

So eilen wir in den engen Bahnen unseres
Je Horizontes umeinander vollkommen
Geführt vom je Geschlecht dies leugnend
Weiter die Wahre suchen wollen ist illuisionär

Ob diese Illusion der wahren Liebe uns
Natürlicher ist oder das schematische Treiben
Entsprechend den Mustern der je Rollen
Weiß ich bis heute nicht laviere inmitten

Das darüber nachdenken endet schnell
Wenn das Gefühl mit dem Trieb geeint
Das Kommando übernimmt warum auch
Dies Ergründen des Wesens folgenlos bleibt

Wer alte Texte zu Lust und Liebe studiert
Bemerkt es änderte sich nicht viel
Im Laufe der Jahrtausende und auch
Die je Rollen wurden immer getauscht

Die Ehe ist der sicherste Weg die dann
Formell legitime Lust miteinander noch
Zu verlieren weil sie ja einfach dazugehört
Nur darum wird die Trennung erschwert

Frei von allen Rollen und Schemen noch
Lieben zu wollen ist ein hehres Ideal
Dem unsere Natur in der Praxis stets
Widerspricht und so hangeln wir weiter

Um so lauter wir die reine Liebe einander
Schwören desto sicherer fallen wir dann
In umgekehrte Muster denen zu folgen
Uns nur der formale Zwang einfach hindert

Sich reinen Geistes von allen Schemen
Für die wahre Liebe trennen zu wollen
Endet als hehres Ideal spätestens in der
Horizontalen wo ohne Reiz nichts bleibt

Ob die Geschlechter noch die gleiche
Sehnsucht teilen oder zeitgemäß nur
Die Rollen schematisch tauschen ist mir
Noch unklar aber immer überraschend

Während uns Genderrollen allerorten
Beschäftigen finden wir uns zugleich
Eher zufällig in der jeweiligen mit den
Dann bekannten Folgen des Chaos

Der romantische Mann leidet so sehr
Wie die romantische Frau an der nur
Sehnsüchtig erhofften Liebe wie beide
Umgekehrt nur Vergnügen genießen

Suche meinem Wesen nach Erfüllung
Im geteilten Gefühl und Sex ist mir
Natürlich am schönsten voller Liebe
Bis auf die in aller Regel Ausnahmen

Ficke die Frau deiner Träume so
So hart als gäbe es nur dies eine mal
Vergiss nie ihr das Gefühl zu geben sie
Sei beschützt sicher geliebt und begehrt

Aber lass sie nie ganz sicher sein
Halte ein wenig Unsicherheit offen
Lebe mit der ungewissen Spannung
Als sei sie deine nur Natur

Dann wirst du in der Geschlechterliebe
Am dauerhaftesten glücklich sein ohne
Eine Erwartung zu erfüllen voll Spannung
Die Bedingung anhaltender Lust ist

Warum wir es uns nicht einfacher machen
Uns sagen können wie es gut ist um dann
Dies Glück geteilt auf Dauer zu genießen
Bleibt so unklar wie die Gründe der Liebe

Mehr als glücklich mit dem zu sein was wir
Irgendwie miteinander leben wird uns nie
Gelingen dies wenige aber ausgiebig
Zu genießen sollte für ein Leben genügen
© jens tuengerthal 11.09.15

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen